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journal:2021-11-25_neue_perspektiven_fuer_bildung

Neue Perspektiven für Bildung

„Neue Perspektiven für Bildung: Gemeinsam leben lernen: Philosophisch betrachtet“ lautete der Impulsvortrag von Gert Scobel gestern im Krönungssaal des Aachener Rathauses im Rahmen der Bildungstage 2021 der Städteregion.

Ich wußte gar nicht, dass Gert Scobel aus Aachen stammt. Er hat darauf hingewiesen, dass die Hochschule (RWTH Aachen) die Geisteswissenschaften exkludiert hat und dass sich dies auf die Kultur in der Stadt auswirkt.

Die Fragestellung seines Impulsvortrages: Wie muss Bildung gestaltet werden, damit sie gerecht und zukunftsfähig ist? Meine Fragestellung: Was nehme ich mit? Nun: der Begriff Bildung ist ja nicht so einfach. Die herumschwirrenden Begrifflichkeiten Lernen, Wissen, Nicht-Wissen, Kompetenz, Lebensgestaltung, Unbildung, Komplexität etc. sind gefallen, Abgrenzungen oder Definitionen kann man in diesem Kontext nicht erwarten. Gert Scobel scheinen die Differenzen jedenfalls klar zu sein.

Interessant fand ich seine Anregung, den Begriff Bildung probeweise mit dem Begriff Neugierde zu ersetzen. Das öffnet mir den Kopf. Ich hatte erwartet, den Begriff Bildung doch einmal probeweise durch Kritik zu ersetzen.

Ich wundere mich über seine Zuversicht: „Wir schaffen das!“ (gerechte, zukunftsfähige Bildung). Ich bin nicht so zuversichtlich, was die Veränderungsfähigkeit und -bereitschaft des bürokratischen Stahlgehäuses (Hoch-) Schulwesen angeht. Ich muss da an „hölzernes Eisen“ denken. Bildung scheint mir nur trotz (Hoch-) Schule möglich. Das ist die schlechte Nachricht: Schule ist nicht reformierbar. Die gute: zur Zielerreichung brauchen wir parallele Strukturen, etwas Anderes. Seine Vorschläge in dieser Hinsicht (z. B. Bildungskonvent) gefallen mir. Jetzt muss man das aber gestalten, statt weiter zu leiden. Der Krönungssaal war voll mit potenziellen Protagonisten, so schien es mir.

Was mich irritiert hat: sein Vorschlag, den Begriff Weisheit durch Resilienz zu ersetzen. Ich freue mich über Irritationen. Gert Scobel hat ein Buch: Weisheit geschrieben. Das könnte mich tiefer irritieren und kommt auf meine (lange) Liste der Texte, die ich lesen will. Fehlende Weisheit zu bemängeln gefällt mir besser, als den wertschöpfungsorientierten und auf Warencharakter reduzierten Begriff Expertise zu benutzen.

Interessant fand ich zwei Themenvorschläge („Fächer“) zum Lernen: die Kompetenz Komplexitätsbewältigung (z.B. durch Serious Games) und die Bewusstseinsbildung (Stichwort Meditation).

Der Vortrag wird demnächst öffentlich zugänglich sein, inkl. der „Shownotes“, also aller Verweise auf angesprochene, weiterführende Literatur.

journal/2021-11-25_neue_perspektiven_fuer_bildung.txt · Zuletzt geändert: 2021/11/25 14:16 von Hans Karl Schmitz